Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einer Voliere und sehen nur ein paar wenige Sitzstangen, Futternäpfe und vielleicht noch eine Badegelegenheit. Sicher, Sie könnten fliegen, bräuchten keinem Gegenstand auszuweichen, und sogar Ihr Halter hätte Freude, denn er müsste sehr wenig putzen.
Aber kommt so eine Einrichtung dem natürlichen Lebensraum eines Vogels nahe? - Nein, sicherlich nicht!
Die Voliere muss immer so gross sein, dass auch noch genügend Platz vorhanden ist für:
In unserer Aussenvoliere finden sich viele unterschiedlich dicke Sitzäste, diverse Futter- und Wasserstellen. Da wir einige nicht Flieger haben, stehen an vielen Orten Treppen zum einfachen hinauf kommen.
Als Sitzstangen sollte man nur Naturhölzer aus dem Garten oder Wald verwenden. (Buche, Haselnuss, Weide, Erle, Ahorn, Holunder, Obstbäume etc.). Alle Äste, welche verwendet werden, dürfen nicht mit Pestiziden gespritzt sein. Auch darauf achten, dass sie frei von Wildvogelkot oder Schimmel sind. Damit die guten Inhaltsstoffe nicht verloren gehen, sollten sie nicht heiss gewaschen werden! Sie sollten verschiedene Durchmesser aufweisen. Das ist sehr gut für die Fussmuskulatur. Teils dürfen einige auch wippen/schaukeln und müssen nicht immer gerade verlaufen.
Alle paar Wochen sollten die Stangen durch neue ersetzt werden, da die Vögel auch ihre Schnäbel daran reinigen. Auch dicke Äste sollten vorhanden sein, es gibt Vögel die liegen und entspannen gerne auf solchen. Auch werden bei Aussenvolieren die Füsse der Vögel im Winter nicht ganz so kalt. Plastikstangen, gedrechselte Holzstangen oder solche, welche mit Sand beschichtet sind, gehören in keine Voliere!!
Alle Sittiche nagen fürs Leben gerne. Deshalb sollte man ihnen genügend Nagematerial anbieten. Dies können frische, dünnere Äste sein. In den warmen Monaten lieben sie auch die Blätter, Knospen und Blüten. Diese unbedingt dran lassen. Mit dem Benagen dieser Äste nehmen sie erst noch die gesunden Inhaltsstoffe auf. Auch grobe Rindenstücke lieben sie. Aus diesen lassen sich auch gute Schaukeln basteln.
Oft wird auch Kork verwendet. Es gibt Vögel, welche stundenlang an Kork nagen. Aus neueren Studien geht hervor, dass Kork, welcher recht staubt, oft die Ursache ist, wenn Vögel unter Atembeschwerden leiden, aber keine Krankheit zu finden ist. Auch löst sich Kork nicht auf und kann so auch zu Problemen führen. Kork sollte deshalb nicht bei Vögeln angeboten werden, welche diesen oft schreddern und Teile schlucken. Für Vögel mit Aspergillose sollte generell auf Kork verzichtet werden.
Auf den Fotos sieht man verschiede Nagematerialien. Diese können in Form von Spielsachen, Sitzgelegenheiten oder frischen Ästen sein.
Zu sehen sind: 1: frische Äste mit Blättern, 2: Rindenschaukel, 3: Weidenring, 4/5: Bambusblätter, 6: Weidenröhre, 7: Katzengras, 8: Holzkugeln an Kokosnuss, 10: Gräser, 11: Weidenring mit Blättern, 12: Golliwoog, 14: frische Gräser
Wichtig bei allen diesen Materialien ist immer, dass sie frei von giftigen Lackierungen und Pestiziden sind.
Es gibt auch tolle Sitzgelegenheiten (ich nenne sie mal Spielsachen) zu kaufen. Jedoch sollte hier gut auf die Qualität geachtet werden. Oft haben solche Spielsachen Baumwollfäden, Glöckchen dran oder sind mit giftigen Farben/Leim behandelt. Besonders Spielsachen aus Asien sind oft aus schädlichen Materialien hergestellt.
Es gibt heute - zum Glück - gute Anbieter von Vogelspielzeug, welche sich auf Vögel spezialisiert haben.
Ein gutes Geschäft gibt gerne Auskunft über die einzelnen Rohstoffe, welche in den Spielsachen verwendet wurden.
Optimaler Ast für diese Vögel. Er ist aus Buche und hat viele, verschieden dicke Äste. Die feinen Äste eignen sich auch ausgezeichnet zum Benagen.
Statt Näpfe empfehle ich Schalen. Diese haben mehrere Vorteile. Sie bieten Platz für mehrere Vögel und die leeren Körnerschalen bleiben nicht über den ganzen Körner liegen. Näpfe, die ausserhalb der Voliere angebracht werden, sind gefährliche Fallen für Vögel!! Sie sollten nicht verwendet werden. Die Futterschalen sollten täglich gereinigt werden. Sind die Schalen aus Kunststoff, sollten auch diese regelmässig erneuert werden, da sich im Material eher Bakterien ansetzen als in Metallschalen. Metallschalen werden im Winter sehr kalt. Für mich sind glasierte Tonteller die beste Option. Diese sind in diversen Grössen und Ausführungen erhältlich. (In vielen Gartenzubehörgeschäften als Topf-Unterteller).
Wichtig aber ist auch bei Schalen, dass leere Körnerschalen entfernt werden und sie nicht unter einer Sitzstange angebracht werden. Dort werden sie schnell mit Kot verunreinigt. Das Wasser wird
selbstverständlich jeden Tag erneuert und die Wasserbehälter mit heissem Wasser und Bürste gereinigt. Für Frischfutter können Spiesshalter verwendet werden, auch Näpfe oder man verteilt es direkt
auf die Äste.
Einige Vögel schlafen gerne in Nestern, wie z.B. der Zebrafink. Dies animiert die Tiere aber zum Brüten. Für Nymphen- und Wellensittiche brauchen keine Schlafhäuser. Breitere Bretter oder dickere Äste werden auch sehr gerne als Schlafstellen genutzt.
Natürliche Beleuchtung ist selbstverständlich die Beste, dies ist aber leider nur draussen möglich. Im Hausinnern muss künstlich nachgeholfen werden, da die Voliere ja nicht direkt am Fenster stehen sollte. In den düsteren Stunden empfiehlt es sich daher eine Lampe einzuschalten. Diese kann aussen an der Voliere angebracht sein oder direkt in der Voliere. Es dürfen keine Lampen sein, die zu heiss werden oder an denen sich die Vögel verletzen können. Die heutigen Energiesparbirnen bringen sanftes Licht und werden nicht heiss. Ist man tagsüber viel unterwegs sollte man einen Timer anbringen. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Lampen nicht flackern (Vorschaltgerät).
Für Vögel gibt es auch spezielle Bird-Birnen. Diese versorgen die Vögel in Innenhaltung mit UV-Strahlen, welche nicht durch die Fenster dringen. In den Strahlen ist das Lebensnotwendige Vitamin D vorhanden. Diese Lampen müssen aber nicht den ganzen Tag eingeschaltet bleiben.
Draussen ist für genügend Frischluft gesorgt. Da sollte darauf geachtet werden, dass die Vögel einen geschützten Bereich haben, falls der Wind kräftig bläst. Im Hausinnern muss jedoch täglich für Frischluft gesorgt werden. Das Fenster sollte mehrmals täglich geöffnet werden. Wenn im Sommer dann sogar noch die Sonne ins offene Fenster scheint, sollte dies für längere Zeit geschehen. So bekommen die Vögel genügend Vitamin D, das nur durch die Sonne zugeführt wird und nicht durch Fensterscheiben dringen kann. Bitte unbedingt die Fenster, welche geöffnet werden mit Gitter sichern!
Viele Vögel baden fürs Leben gern. Besonders Kanarienvögel und Zebrafinken können nicht genug kriegen, vorallem in den Morgenstunden. Da kann keiner widerstehen und taucht in das feuchte Nass. Danach wird eine grosse Gefiederpflege gestartet. Als Badehaus eignen sich offene Schalen, die keinen rutschigen Boden aufweisen sollten. Oder auch herkömmliche Badehäuser aus dem Handel eignen sich. Diese sollten jedoch keinen Spiegel auf dem Boden angebracht haben.
Sittiche geniessen auch gerne nur eine Dusche. Mit einem sauberen Wasserzerstäuber können die Blätter besprüht werden. Die Vögel streichen an ihnen entlang und erhalten so eine angenehme Dusche. Oder man besprüht sanft den Vogel direkt, dies mögen aber nicht alle Vögel. Es ist besonders wichtig, die Vögel langsam an die Zerstäuber zu gewöhnen, sie dürfen niemals "gejagt" werden.
Ich biete aber in jeder Voliere Badeschalen an. So braucht keiner zu verzichten.
Katzenbrunnen werden auch sehr gerne angenommen. Bei ihnen ist eine tägliche Reinigung zwar aufwendiger als bei einer flachen Schale, jedoch aus hygienischen Gründen, ein MUSS, da die Vögel auch gerne von diesem Wasser trinken.
Die Beschäftigung für Vögel ist sehr wichtig! Deshalb haben wir ihr einen eigene Seite gewidmet. Lesen Sie hier: Beschäftigung für Sittiche
Nebst all den Punkten, welche ich oben aufgeführt habe, darf natürlich das Wichtigste nicht fehlen: das Fliegen. Alle Gegenstände, welche in der Voliere montiert werden, sollten immer so angebracht sein, dass den Vögeln immer noch genügend freier Platz zum Fliegen bleibt. Je nach Vogelart (Flügelspannweite) muss der Platz grösser berechnet werden.
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